Gewinde – Geschichte und Erklärung!

In der heutigen Ausgabe unser Landefeld goes History Serie geht es um ein technisches Bauteil, das jeder zu Hause hat. Jeder hat schon damit gearbeitet und es benutzt, weil es nahezu überall verbaut ist. Es gibt sie sowohl in ganz klein als auch in ganz groß. Die Gewinde! Heute dreht sich deshalb alles um die nützlichen Helfer für beinahe jeden Bereich. Denn diesen unscheinbaren Bauteilen kommt schließlich eine entscheidende Bedeutung zu. Sie befestigen, fördern oder dichten ab!

Aber bevor wir anfangen, was genau ist eigentlich ein Gewinde? Vereinfacht erklärt, ist ein Gewinde eine profilierte Einkerbung, die demzufolge wellenartig und kontinuierlich um einen zylinderförmigen Bolzen verläuft. Sie können sowohl Aussen auf einer Welle verlaufen, als auch Innen in einer Bohrung. Sie basieren auf dem Prinzip der „Schiefen Ebene“!

Geschichte des Gewindes

Gewinde sind kurz gesagt Jahrtausende alt, denn bereits in der Antike war das Prinzip des Gewindes bekannt und es gab dementsprechend Schraub- und Spiralstrukturen. Diese sind allerdings nicht vergleichbar mit den modernen Schraubverbindungen oder Gewindewerkzeugen. Als weltberühmten Vorgänger der heutigen Gewinde kann man jedoch die „Archimedische Schraube“ bezeichnen. Erfinder dieser zur Wasserförderung eingesetzten Spirale ca. 200 v. Chr. war der griechischiche Mathematiker Archimedes. Es gibt aber mitunter Überlieferungen, dass diese sogenannten Wasserschnecken bereits lange vor Archimedes im alten Ägypten zum Einsatz gekommen sind. Auch heute noch sind Wasserspiralen weltweit im täglichen Gebrauch. Zur Zeit der Römer gibt es Aufzeichnungen über Wein- und Ölpressen oder auch Schraubpressen genannt.

Gewinde wie wir sie kennen

Die ältesten bekannten Aufzeichnungen über Werkzeuge zum Gewindeschneiden stammen aus dem 16. Jahrhundert von keinem geringerem als Leonardo da Vinci. Und erst mit Beginn der Industrialisierung mitte des 19. Jahrhunderts kam der Engländer Jospeh Withworth auf die Idee Gewinde zu normen. Auf einer englischen Zolleinheit basierend war das Withworthgewinde in Europa schnell bekannt und ist bis heute durchaus gängig. Bis zu diesem Zeitpunkt waren alle Gewinde Unikate und wurden je nach Art und Anwendung individuell gestaltet und gefertigt. Diesen Meilenstein kann man deswegen als Startschuss der heutigen, modernen Gewinde bezeichen.

Unterscheidung von Gewindearten

Grundsätzlich unterscheidet man folgende Arten:

  • Befestigungsgewinde
    (Der bekannteste Typ, sie sind festsitzend, wir finden sie bei Schrauben und Muttern)
  • Bewegungsgewinde
    (Diese Art wandelt drehende Bewegungen in geradlinige Bewegungen um)
  • Transportgewinde
    (Ihr Einsatzgebiet ist in landwirtschaftlichen Maschninen und bei der Wasserförderung)
  • Rechtsgewinde (RH)
    (Üblichste Art, lassen sich dementsprechend bei Drehung im Uhrzeigersinn befestigen)
  • Linksgewinde (LH)
    (Kommen weniger häufig vor, lassen sich demgemäß gegen den Uhrzeigersinn verschrauben)
  • Rohrgewinde
    (Werden in der Wasser- und Gasinstallation verwendet)

Die wichtigsten Gewindearten

ISO Gewindearten

  • Metrisches ISO-Gewinde (M)
    (Weltweit standardisiertes Gewinde und deshalb das gängigste in Europa)
  • Metrisches ISO-Feingewinde (MF)
    (Gleicht dem metrischen ISO-Gewinde. Ist jedoch kleiner und kommt bei Uhren zum Einsatz)
  • Stahlpanzerrohrgewinde (Pg)
    (Historisches Gewinde aus der Elektrotechnik, demzufolge durch metrische Gewinde ersetzt)
  • Trapezgewinde (Tr)
    (Werden beispielsweise zur Übertragung von Bewegungen und Kräften verwendet)

Amerikanische Gewindearten

  • Unified National Course Thread (UNC)
    (Regelgewinde, das in den USA Verwendung findet. Pendant zum metrischen ISO-Gewinde. Die Maßeinheit wird in Zoll statt Zentimeter angegeben)
  • Unified National Fine Thread (UNF)
    (Pendant zum metrischen ISO-Feingewinde)
  • Unified National Special Thread (UNS)
    (Spezialgewinde, findet unter anderem Verwendung bei Mikrofonstativen)
  • National Taper Pipe (NPT)
    (Kegliges bzw. konisches Rohrgewinde, wird bei Rohrverschraubungen benutzt)
  • National Taper Pipe Dryseal (NPTF)
    (Selbstdichtendes, kegliges bzw. konisches Rohrgewinde)

Britische Whitworth-Gewinde

  • British Standard Whitworth Coarse (BSW/WW)
    (Regel- und Schraubengewinde, vergleichbar mit dem metrischen ISO-Gewinde)
  • British Standard Fine (BSF)
    (Englische Variante des ISO-Feingewindes)
  • British Standard Pipe (BSP/G)
    (Whitworth-Rohrgewinde, zylindrisch und demzufolge nicht selbstdichtend)
  • British Standard Pipe Taper (BSPT/R)
    (Hat ein kegliges bzw. konisches Außengewinde und ein zylindrisches Innengewinde. Ist in sich selbstdichtend)

Abschließend kann man sagen, Gewinde sind überall und sie begleiten uns in unserem Alltag. Nicht immer sichtbar, dennoch allgegenwärtig bewältigen sie ihre Aufgabe. Ob in Fahrzeugen, Thermostaten, im Bauwesen oder beispielsweise in Ihrer Lesebrille und darüber hinaus in vielen anderen Gebieten. Diese Verbindungsstücke erleichtern unser Leben und halten wortwörtlich alles zusammen. Sie sind ein Klassiker des Handwerks, hochgeschätzt in der industriellen Fertigung und ebenso aus dem privaten Bereich nicht mehr wegzudenken. Denn ca. 200 v. Chr. erfunden, ist es heute noch genauso nützlich wie damals!

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